Die Kugelrunde

Ich war 21 als ich schwanger wurde. Vielleicht glauben mir wenige, aber ich wollte so sehr ein Kind. Ich wollte so sehr, dass mein Exmann mich liebt und ein Stückchen mehr an mich gebunden war. Ich wollte so sehr die Mama seines Kindes sein, damit er aufhört die Drogen in den Vordergrund zu stellen. Ich wollte so sehr ein bisschen Glück und so sehr ein kleines Wesen worauf ich mich konzentrieren kann und dem ich mein Leben wippnen kann. Ich wünschte mir von Gott( ja ich bin gläubig, nicht übermäßig, aber schon ein wenig), dass er mir Glück schenkt. Alles was ich begonnen hatte, alles was ich versucht hatte blieb unvollendet. Ich wollte eine Aufgabe, die mich erfüllt, da ich mich so unvollständig und nicht gebraucht fühlte.

Ich beschloss auf Verhütung zu verzichten und sagte es meinem Exmann. Er war einverstanden. Wir ignorieren die ganze Situation, dass ich mein Verhütungsmittel nicht mehr einnahm und waren erstaunt, dass es ein halbes Jahr nicht klappte.


F. besserte zu dieser Zeit sein Verhalten drastisch und ich durfte wieder was mit Freunden unternehmen. Er verbot mir zwar über ihn zu reden, aber ich durfte mit ihnen weg gehen und das gab mir ein Stück Normalität wieder. Mein gesundheitlicher Zustand besserte sich und mein Glaube an meine erste grosse Liebe wurde von Tag zu Tag bestätigt. Ich hatte nichts falsch gemacht. Er war wieder der, den ich kennengelernt hatte. Er nahm nach wie vor Drogen, aber dies war nicht mehr wichtig, weil wir waren ‚glücklich‘.

An erster Stelle steht die Fussballmannschaft, die ich vergöttere.. An zweiter Stelle stehen die Drogen, an Dritter Stelle meine Freunde und an Vierter Stelle du.

Wenn man sowas hört, macht man sich Gedanken. Es verletzte mich, aber ich akzeptierte es. Die Hauptsache war, dass er mich relativ normal behandelte. Das er versuchte mich zu verehren. Es war ein viel zu verzweifelter Versuch Liebe zu bekommen, die nie da war.


Ich wurde schwanger. Ich hatte nicht damit gerechnet, weil meine Gesundheit so angeschlagen war. Ich hatte bezweifelt, dass dies überhaupt möglich ist.

Ich freute mich irrsinnig, hatte aber auch die größte Angst. Ich wohnte zuhause. Ich war mitten in der Ausbildung. Ich hatte einen Drogensüchtigen, sprunghaften Freund, der nach Lust und Laune sich einfach mal wochenlang nicht meldete. Erst da war mir bewusst, wie leichtsinnig das ganze gewesen war. Wie sollte ich so eine Bürde tragen? Was will ich einem Kind bieten? Ich habe nichts.

Ich erzählte es meiner besten Freundin und meiner Mama. Sie reagierten positiv. Meine Mutter gab mir Mut und versprach, dass alles gut werden würde.


Dann erzählte ich es F.

Die erste Reaktion war: ‚Wir schaffen das. Ich bin für dich da.

Er meldete sich darauf drei Tage nicht. Ich bettelte ihn an, dass er mit mir reden soll. Am nächsten Tag trafen wir uns. Er schrie mich an, beleidigte mich, war im nächsten Moment wieder der liebe Junge Mann, den ich kennengelernt hatte. Das ganze ging wieder und wieder von vorne los.

Dann packte er mich am Hals. Einfach so, drückte leicht zu.

Ich starrte ihn geschockt an und er ging. Das war das erste Mal das er handgreiflich wurde. Ich versuchte ihn abzuwehren, aber er war einfach zu stark. Er entschuldigte sich und meinte es würde nicht nochmal passieren. Es ist als Überreaktion abzutun. Es passiert niemals wieder. Das war ein Versehen, weil er unter Druck war.

Ich verzieh ihm. Ich glaubte ihm. Ich vertraute ihm. Das macht man doch so in einer Beziehung(?).

Wenn man denkt, dass es einmalig war, versucht man das ganze zu verdrängen.

Nun müsst ihr euch denken: Was passiert mit einem Menschen, wenn er körperlichen Missbrauch erfährt? Es hinterlässt Narben im Kopf. Ganz viele kleine Narben, die immer wieder aufreissen.

Er war wieder super nett. Dann wieder nicht. Meine Schwangerschaft Schritt fort, er wollte involviert sein.

Solange man den Bauch nicht sah griff er mich an. Er realisierte es selber nicht, dass ein Kind in mir war.

Er schubste mich, er gab mir Ohrfeigen, er schlug mir auf den Körper. Ich hatte blaue Flecken. Nicht immer bei Streit. Er hatte gefallen dran gefunden, tat es als Spass ab.

Ist das witzig? Jemanden eine Faust auf den Oberarm zu verpassen? Ist es witzig jemanden eine Ohrfeige zu verpassen?

Er lachte drüber. Ich soll mich nicht so haben.

Bei Streiten eskalierte die Situation. Er schmiss mit Sachen. Er schüttete eine volle Mülltonne über mich um 5 Uhr morgens, bevor er zur Arbeit ging. Er schlug mich auf den Körper und trat mich. Danach weinte er und entschuldigte sich. Es war ja keine Absicht. Er ändert sich.

So viel zu Vertrauen. Dieses brach immer und immer wieder. Mit jeder Verletzung, mit jedem Spruch, mit jeder hämischen Lache verabschiedete sich das Vertrauen. Stück für Stück. Schritt für Schritt.

Ich bekam Angst als er sauer wurde und hörte auf zu sprechen. Mit jedem und allen.

Dann heirateten wir. Ich hatte die Hoffnung, dass er sich ändert. Das er sieht wie wichtig das Thema ‚Baby‘ ist.

Nach der Hochzeit wurde es schlimmer. Der letzte Streit vor der Geburt endete damit, dass er provokant vor mir (hochschwanger) einen Joint anzündete.

Ich verzieh ihm. Ich wollte ihn jedoch nicht bei der Geburt dabei haben. Er kam trotzdem mit.

Die ersten Wochen nach der Geburt war er der liebe, nette unterstützende F. Er half mir, er umgarnte mich.

Mit der Zeit fiel er in alte Muster. Er wurde schlimmer als je zuvor.

Er schmiss bei einem Streit eine Fernbedienung nach mir und traf unser Kind am Fuß. Was passiert mit einem 1 Monat altem Baby, wenn es solche Grausamkeit so früh mitbekommt und selber getroffen wird? Mein Kind hat heute noch extreme Angst vor lauten Geräuschen, wenn andere Menschen zum Spass rangeln, etc.

Ich trennte mich schlussendlich als mein Exmann mich anschrie, schubste und schlussendlich mit unserem 3 Monate alten Baby im Arm mir gegen den Kopf mit einer Hand schlug und mir ins Gesicht spuckte.

Er meinte, ich sei nichts wert.

Ich erzählte alles meinen Eltern. Alles. Ich ging zur Polizei und gab eine Anzeige auf. Ich ließ unser Kind nicht mehr zu ihm. Ich hatte zu grosse Angst das er dem Kind etwas antut.

Er fing an mich zu stalken und zu belagern. Er ging zur Arbeit meiner Eltern und versuchte, dass sie ihren Job verlieren. Er erzahlte Bekannten, dass er das Opfer ist in dieser Situation. Er behauptete so viel. Er wollte Aufmerksamkeit. Ob positiv oder negativ. Das war ihm egal. Hauptsache er konnte wieder an meinem Leben teilhaben.

Die Härtefallscheidung folgte 4 Monate später. Er beleidigte mich zutiefst und ging so unter die Gürtellinie, dass meine Anwältin einschritt.

Ich war so unglaublich glücklich frei zu sein.

.. Für den Moment

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